Mit europäischer Dimension
„Wir sind das Volk, dichtete Ferdinand Freiligrath 1848 in den Tagen der deutschen Revolution, wir sind ein Volk heißt es seit dem 3. Oktober 1990“, sagte Pieper. Dazwischen lägen anderthalb Jahrhunderte schwierigere deutscher Geschichte im Ringen um Einigkeit und Freiheit. Die glücklichsten Momente der deutschen Nachkriegsgeschichte, der Fall der Mauer und die deutsche Einheit hätten eine europäische Dimension, denn ohne die Überwindung der Spaltung Europas wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen.
„Unser Verständnis für ein vereintes Deutschland, für ein vereintes Europa ist das Verständnis einer großen Idee, einer Vorstellung vom Menschen und seiner Würde und seiner Freiheit und seines Anspruchs auf Selbstbestimmung, eben von all dem, wofür vor über zwei Jahrzehnten Deutsche in einem Teil unseres Landes noch mutig aufbegehren mussten“, sagte Pieper.
„Es gab damals keinen vorgegebenen Weg, dem wir hätten einfach folgen können. Wir mussten ihn selbst suchen und finden und dabei manche Zweifel und viele Hindernisse überwinden, brachte sie zum Ausdruck.“ Und weiter: „Wir hier in Deutschland, sowie die Europäische Union, bleiben gewiss hinter manchen Ansprüchen zurück, die uns aus der Praxis demokratisch verfasster Nationalstaaten vertraut sind. Aber wahr ist auch, dass es keine andere Staatengemeinschaft oder internationale Organisation gibt, die eine vergleichbare oder gar höhere demokratische Legitimation ihrer Organe und deren Entscheidungen aufweist als unsere Parlamente.“
Mit dem Abspielen der Nationalhymne durch die Stadtfalken endete der offizielle Teil der Gedenkfeier.